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Das neue Verpackungsgesetz

    Die Novelle zum Verpackungsgesetz tritt am 1.7.2022 in Kraft

    Das neue Verpackungsgesetz (VerpackG2) ist zum 1. Juli 2022 in Deutschland in Kraft getreten und erweitert die Registrierungspflicht für Verpackungshersteller. JJ Sustainability GmbH gibt Ihnen einen Überblick über verpackungsrechtliche Pflichten und erläutert alle wichtigen Änderungen der Novelle, die für Hersteller und Händler in Bezug auf das neue Gesetz wichtig sind.

    Das Verpackungsproblem

    Unser Lebensstandard in Deutschland und anderen Staaten des globalen Nordens, ist so hoch, dass wir so gut wie alle Produkte haben können, die es auf der Welt gibt (abgesehen von persönlichen finanziellen Limitierungen). Dabei ist es egal, ob das Produkt aus Südamerika oder Asien stammt. Es fliegt um die halbe Welt oder wird zum Verbraucher geschifft. Online Händler wie auch Hersteller hier in Deutschland sind in ihrer Lieferkette auf Länder aus der ganzen Welt angewiesen.

    Damit diese Waren den weiten Weg zu uns überstehen, müssen sie gut verpackt sein. Dafür gibt es heutzutage viele verschiedene Rohstoffe für Verpackungen: Metall, Glas, Papier, Pappe, Holz und der Allrounder Kunststoff.

    Verpackungen werden oft nur für wenige Wochen, Tage oder gar Stunden gebraucht und dann entsorgt, entweder bei den privaten Endverbraucher*innen oder in Unternehmen. Bei unserer Menge an Konsum sammelt sich deshalb eine große Menge Verpackungsmüll an.

    Verpackungsmüll privater Endverbraucher*innen

    Laut Statistischem Bundesamt wurden 2020 78 Kilogramm Verpackungsmüll pro Person in Deutschland eingesammelt, das ist mehr als 50 Honigmelonen (bei einem Einzelgewicht von 1,5 Kilogramm) wiegen. Ganz schön viel, oder? Dabei sind die Verpackungen, die direkt in der Umwelt entsorgt werden, nicht in dieser Statistik erfasst.

    Verpackungsmüll gewerblicher und industrieller Unternehmen

    Den Großteil an Verpackungsmüll hinterlassen nicht die privaten Endverbraucher*innen, sondern die Händler, Produzenten, Hersteller und Vertreiber. Im Jahr 2020, als sogar noch viele Produktionen, aufgrund der Covid-19 Pandemie pausierten, wurden 9.490.000.000 Kilogramm Verpackungen eingesammelt. Das ist so eine große Zahl, dass es selbst umgerechnet in das Gewicht von fast 50 Millionen Elefanten (so viele Elefanten gibt es auf der Erde gar nicht) unvorstellbar viel ist.

    Wohin mit dem Verpackungsmüll?

    In der Industrie beträgt der Anteil der Abfälle, die erneut eingesetzt werden, gerade einmal elf Prozent. Die Verpackungsverordnung legt fest, wie viel Kunststoffverpackungen recycelt werden müssen. Ab diesem Jahr beträgt der Anteil 63 Prozent. Allerdings ist zu beachten, dass viele Verpackungen nicht nur aus einem Material entstehen. Demnach sind sie ökologisch gesehen kaum sinnvoll recyclebar.

    Von den Verpackungsabfällen werden über zehn Prozent ins Ausland exportiert. Die Verantwortung wird dadurch an viele südostasiatische Länder und zum Beispiel die Türkei abgeschoben. Das liegt daran, dass die lokalen Sozial- und Umweltstandards meistens deutlich geringer sind als hier in Deutschland. Deshalb ist die Entsorgung dort finanziell günstiger. Dass die Verpackungen oft einfach verbrannt oder in der Natur entsorgt werden, ist dabei nur zweitrangig. Durch diese Entsorgung und die fehlende Produktverantwortung werden immer mehr Ozeane verschmutzt und Tiere sterben. Das neue Verpackungsgesetz soll zu einer Änderung der Verwertung von Verpackungen beitragen.

    Plastic Free July

    Passend zum Inkrafttreten des Verpackungsgesetzes, findet im Juli der Plastic Free July statt. Seit 2011 wird der Monat Juli dazu genutzt, mehr Menschen auf die gesundheitlichen und ökologischen Folgen des massiven Plastikmülls aufmerksam zu machen.

    Plastik

    Plastik wird umgangssprachlich für Kunststoff verwendet. Es gibt verschiedene Kunststoffe, mit unterschiedlichen Eigenschaften. Das macht Plastik so vielseitig einsetzbar. Kunststoffe sind synthetische oder halb-synthetische Stoffe und bestehen aus Erdöl. Das Problem ist allerdings, dass es, je nach Verarbeitung, mehrere hundert Jahre braucht, bis es sich annähernd zersetzt hat und selbst dann ist es nicht ganz verschwunden. Ein Teil wird für immer als Mikro- oder Nanoplastik in unserer Umwelt bleiben. Die Kunststoffe verschmutzen unsere Städte, Wälder und Gewässer. Dabei werden nicht nur Tiere getötet, sondern durch die Nahrungskette gelangt das Plastik schließlich auch in unsere Körper. Das kann gravierende gesundheitliche Schäden mit sich tragen, wenn wir bedenken, dass Plastik aus dem Rohstoff besteht, mit dem wir unsere Wohnungen im Winter heizen.

    Plastic Free Foundation

    2017 gründete sich aus dem Plastic Free July die Plastic Free Foundation. Diese hat schon mehrere Kampagnen erfolgreich ins Leben gerufen und begleitet, um der Plastikverschmutzung entgegenzuwirken.

    Die Aktionen zur massiven Verschmutzung unserer Erde durch Plastikverpackungen, fokussieren sich vorrangig auf private Endverbraucher*innen und soll sie für alle Menschen greifbar machen. Das größte Ziel ist es, Einwegplastik, wo es möglich ist, zu vermeiden.

    Plastic Free July in der Wirtschaft

    Unternehmen können auch Teil des Plastic Free Julys sein. Dabei kommt es darauf an, welche Beziehung Sie zu ihrer Kundschaft haben. Als B2C-Anbieter können Sie ihre Kundschaft zum Beispiel durch die Kommunikation von plastikfreien Tipps für den Alltag zu geringerem Plastikverbrauch verhelfen. Auch Verkaufsverpackungen aus alternativen Rohstoffen sind eine Möglichkeit, um Plastik zu vermeiden. Oder ermöglichen Sie die Rücknahme von Verpackungen. Achten Sie bei Ihrem Rücknahmesystem auch auf eine hochwertige Verwertung von Verpackungen.

    Bei B2B-Unternehmen ist es nicht ganz so einfach, aber dennoch möglich! Sie können Workshops für die Vermeidung von Plastik in der Produktion anbieten und dadurch in den Kontakt mit Ihren Stakeholdern kommen. Aus dem Austausch können nachhaltige Ideen für alle Beteiligte entstehen. Zudem erfahren Sie vielleicht, durch welche Produkte und Dienstleistungen Sie Ihrer Kundschaft auf dem Weg zu weniger Plastikverbrauch unterstützen können. Durch diese Möglichkeiten entstehen im besten Fall neue Kooperationen, Produkte und Ideen. Ihre Anspruchsgruppen sehen, dass Sie Verantwortung übernehmen und entscheiden sich beim nächsten Auftrag für Sie, anstatt der Konkurrenz.

    Unabhängig ihrer Vertriebskanäle ist der Plastik- und Verpackungsverbrauch an Ihrem Unternehmensstandort. Dabei helfen schon kleine Maßnahmen, um die gelbe Tonne am Standort zu entlasten.

    • Bieten Sie, anstatt portionierter Kaffeesahne, Milch für den Kaffee in Mehrweg-Glasflaschen an.
    • Bieten Sie Ihren Mitarbeitenden, anstatt kleinen Wasserflaschen, frisches Trinkwasser zum Abfüllen in Mehrweg-Flaschen an.
    • Bieten Sie in Ihrer Mitarbeiterkantine Mehrwegschalen für take-away-Gerichte an und sparen Sie so weiter Verpackungsmüll.

    Es gibt unzählige Möglichkeiten, sich aktiv am Plastic Free July zu beteiligen.

    Jeden Monat plastikfrei!

    Der Plastic Free July wurde als Themen- und Aktionsmonat ins Leben gerufen, um während dieser Zeit vermehrt auf die Plastikmüllproblematik unserer Weltgesellschaft aufmerksam zu machen. Uns ist es wichtig zu kommunizieren, dass wir die Aktion unterstützen und sie eine großartige Möglichkeit bietet, gerade Menschen für die Problematik zu sensibilisieren, die sich ansonsten nicht mit diesem Thema beschäftigen. Trotzdem möchten wir auch erwähnen, dass wir eine nachhaltige Wirtschaft nur erreichen, wenn für uns alle jeder Monat (möglichst) plastikfrei ist!

    Egal ob beim privaten Endverbraucher*innen oder im Unternehmen, die Umstellung auf plastikfreie Alternativen ist ein Prozess und jeder Schritt in eine plastikfreie Welt ist wichtig und lobenswert!

    Ziel des Verpackungsgesetzes

    Das neue Verpackungsgesetz soll zum einen die Umwelt und die darin lebenden Organismen vor unnötigem Verpackungsmüll und seinen Folgen bewahren beziehungsweise diese minimieren. Gleichzeitig wird durch das Gesetz eine Basis für einen fairen Wettbewerb geschaffen. So sind beispielsweise Anbieter von Waren, die teurere Recyclingverpackungen nutzen, nicht benachteiligt, da ihre Mitbewerber durch die gesetzliche Regelung nachziehen müssen.

    Das Ziel ist es, Verpackungen, die nicht vermieden werden können, so zu designen, dass sie Teil einer Kreislaufwirtschaft sein können. Im Idealfall werden die Verpackungen dem dualen System zugeführt, wiederverwendet und recycelt.

    Anforderungen an die Industrie

    Das neue Verpackungsgesetz stellt Hersteller und Vertreiber vor neue Herausforderungen. Bei vielen kommt es zu Änderungen bei Verkaufsverpackungen. Alle Fragen, die aufkommen, füllen wir im Folgenden mit wertvoller Information. Sie erfahren, welche Verordnung beim Inverkehrbringen in Ihrem Unternehmen zu neuen Pflichten führt und welche Akteure im Geltungsbereich des Verpackungsgesetzes sind.

    Für welche Marktteilnehmer gilt das Verpackungsgesetz (VerpackG2) und was ändert sich?

    Ab dem 1. Juli 2022 gibt es neue Regelungen zum Inverkehrbringen von Verpackungen, die mehrere Branchen betreffen.

    Für Marktteilnehmer ergeben sich aus dem Verpackungsgesetz zwei neue Pflichten. Zum einen müssen die Verpackungen vor dem Handel ins Verpackungsregister LUCID eingetragen werden. Des Weiteren müssen sie sich dazu verpflichten, systembeteiligungspflichtige Verpackungen an duale Systeme zu beteiligen. Die betroffenen Organisationen können bereits seit Mai 2022 die Meldungen über das neue Registrierungsprozess bei der Zentralen Stelle Verpackungsregister (ZSVR) durchführen.

    Die neue Fassung der Verpackungsrichtlinie erteilt Verpflichtungen auch an elektronische Marktplätze. Elektronische Marktplätze dürfen das Anbieten systembeteiligungspflichtiger Verpackungen zum Verkauf nur dann ermöglichen, wenn die verpflichteten Händler ihre Verpackungen systembeteiligt haben und im Verpackungsregister LUCID registriert sind.

    Fulfillment-Dienstleister müssen außerdem sicherstellen, dass ihre Auftraggeber ihre Registrierungspflicht im Verpackungsregister LUCID und die Systembeteiligungspflicht einhalten.

    Bei Fragen rund um die Verpflichtungen des neuen Verpackungsgesetz, Reduktion und Rücknahme von Verpackungen oder alternativen Verpackungsarten sprechen Sie uns gerne an.

    Quellen:

    https://plasticfreejuly.org/

    https://www.umweltbundesamt.de/themen/abfall-ressourcen/produktverantwortung-in-der-abfallwirtschaft/verpackungen/verpackungsgesetz#sinn-und-zweck-des-verpackungsgesetzes

    https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/03/PD22_108_321.html

    https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Umwelt/Abfallwirtschaft/Tabellen/eingesammelte-tuv-gewerblich-industriell-2020.html#fussnote-1-605042

    https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/281497/was-passiert-mit-unserem-muell/

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